Ein Tag zum Chillen im Paradies
Montag 24.8.2020
Völlig unerwartet ruft mich Meggi gegen halb neun an und teilt mir mit, dass sie bereits jetzt am Luganer See vor Ort sind, also am Camping Paradieso Lago.
Ich breche das Frühstück im Valle Maggio abrupt ab, räume auf und da das Fahrzeug ansonsten schon reisefertig ist, geht’s auch bald los. Das Navi führt mich zielsicher über den Monte Cereni Pass hinüber in die Region Lugano.
Wenn man nicht hin und wieder eine Schweizer Flagge und Preisangaben in Franken sehen würde, fühlte man sich eher in Italien als in der Schweiz. Die typischen norditalienischen Häuser mit den Walmdächern gefallen mir.
Die schmalen flachen Streifen an den Ufern der großen Seen sind dicht besiedelt. Eine knappe Stunde dauert die Fahrt vom einen Lago zum anderen.
In Melanao angekommen finde ich schnell die schmale Straße mit einer Durchfahrt von 3,4 m Höhe und Breite, die zum hiesigen Paradieso führt.
Da ich ja quasi angemeldet bin fahre ich sogleich rein und finde die beiden, Meggi und Rolf, gemütlich neben ihrem Fahrzeug beim Frühstück sitzen. So macht man das halt als Camper.
Unsere Befürchtung, dass der Platz sehr voll sein könnte und wir ggf. zwei auseinander liegende Plätze zugewiesen bekommen, hat sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil. Erstens sind die Parzellen wirklich riesig und zweitens ist der Platz vielleicht nur zu 10% belegt.
Es ist herrlich, hier zu sein.
Die Sonne lacht die meiste Zeit, ab und zu geben die Wolken etwas Schatten oder auch ein paar Tropfen zur Abkühlung.
Abkühlung holen wir uns am späten Vormittag mit einem Bad im See. Hätte nicht gedacht, dass ich das wirklich mache, aber es ist toll und wenn man eine Weile drin ist, angenehm warm.
Ansonsten chillen wir und genießen einfach die Ruhe und die Gemeinschaft.
Wobei Ruhe relativ ist. Der Platz liegt zwischen dem See und einer Bahnlinie, dahinter die Autobahn nach Italien. Die Bahn ist eher leise, zumindest die modernen Personenzüge. Die Autobahn liefert ein Grundrauschen, das man mit der Zeit nicht mehr so sehr wahrnimmt, aber es ist zu hören. Es gibt wirklich schlimmeres. Außerdem nehme ich nachts ja eh die Hörgeräte raus …
Der Platz an sich wirkt eher einfach, ist aber gut ausgebaut und wird offenbar immer wieder erweitert oder erneuert. Die sanitären Anlagen sind jedenfalls super.
Über dieses Hinweisschild bin ich gestolpert und überlege, was die Symbolik wohl zu bedeuten hat. Nun haben die beiden Menschen doch eh schon kaum was an, soll das etwa auch noch ...?
Zum Kochen haben wir keine Lust. So gehen wir am frühen Abend zu Fuß in den Ort und lassen uns in der Osteria Rusticanella nieder, einem kleinen netten Lokal mit Biertischen und Plastikbestuhlung direkt an einer sehr kleinen Nebenstraße. Wir sitzen an einer Hauswand, in der eine Madonna eingelassen ist. Am Tisch neben uns treffen sich zwei ältere Damen aus dem Ort zum Kaffeeplausch.
Uns scheint, dass der Tourismus hier nicht so sehr auf deutschsprachige Urlauber ausgerichtet ist. Alle Texte, Hinweise, Karten und sonstiges ist ausschließlich in italienisch geschrieben und die allerwenigsten einheimischen Menschen sprechen deutsch. Sie sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber die Verständigung ist eher holprig.
In der Osteria bestellen wir das was wir einigermaßen verstehen bzw. fragen doch nach, aber genauer als "Fleisch" geht nicht. Ich nehme Penne alla Arrabiata, das kenne ich von der Festo Kantine her und liebe es weil es schön scharf ist.
Die Preise sind gesalzen und natürlich in Franken. An meinem letzten Campingplatz am anderen Lago stand im Shop der Hinweis (sogar in Deutsch), dass Franken in Euro 1:1 umgerechnet wird. Wechselgeld sind dann Franken oder Rappen. Im Rusticanella heute Abend können wir nicht mit Karte bezahlen und lassen uns eine Gesamtrechnung geben. Die ist wie erwartet hoch und wir legen unsere flüssigen Euros für den Frankenbetrag zusammen. Die Bedienung hat das wohl bemerkt und weist uns gestikulierend darauf hin, dass auf der Rechnung auch der Eurobetrag in Klammern angegeben ist. Der ist um 10 (Euro) niedriger als der Frankenbetrag. Das überrascht uns doch positiv und die Rechnung scheint dann gar nicht mehr so hoch. Wir sind schon am Gehen, da will sie uns auch noch das Wechselgeld hinterhertragen, das wir als Trinkgeld gedacht haben. Das versteht sie dann und trotz ihrer Maske sehen wir ihr strahlendes Gesicht und sie winkt uns heftig zum Dank und Abschied hinterher. Kleine schöne Erlebnisse.
Der Tag neigt sich bei einem Glas Wein inmitten unserer kleinen Wagenburg dem Ende zu.