Mein Jahr 2020 …

… beginnt auf der dänischen Ostseeinsel Lolland.  Aus einer spontanen Idee im Spätherbst 2019 wird ein sehr erholsamer und durchaus nicht langweiliger Urlaub. Mit der Familie hatten wir Jahre zuvor gute Erfahrungen mit Ferienhausurlauben über den Jahreswechsel in Dänemark gemacht und so wage ich es dieses Mal ganz alleine. Wer mich besser kennt weiß, dass ich immer was zu tun haben muss. Darum nehme ich als Projekt den bis dahin noch originalverpackten 3D-Drucker mit, den ich mir als Bausatz (was sonst) hatte liefern lassen. Struktur ist für mich ganz wichtig, so hat sich in diesen Tagen ein Rhythmus eingestellt, der beinhaltet Ausschlafen, Spaziergang am Meer, Fotografieren, Fisch essen, Besinnung (selbst Krippenfiguren hatte ich mitgenommen) und abends eben der Bau des 3D-Druckers, manchmal bis tief in die Nacht hinein. Der vielleicht etwas zu ausführliche Bericht über diesen kurzen Urlaub zeigt, dass es nachhaltig erholsam war.

Das Arbeitsjahr 2020 scheint ganz normal anzulaufen. Im Laufe des Februar wird mir dann aber klar, dass irgendwas anders ist, ein Problem auf uns zurollt und wir unser Verhalten ändern müssen. Ich beschließe spontan, bei einer Begrüßung keine Hand mehr zu geben. Zu diesem Zeitpunkt stößt das größtenteils auf Unverständnis, im Betrieb und auch in der Gemeinde, führt aber auch zu Gesprächen über die Situation und was wohl richtig oder falsch ist.

Kurze Zeit später folgt der Paukenschlag und die Diskussionen verstummen schlagartig. Am Vormittag des 13.März, ein Freitag, werden die Führungskräfte bei Festo per Mail aufgefordert zu prüfen, ob denn flächendeckendes Homeoffice technisch und organisatorisch möglich wäre. Um 12:00 Uhr dann die Anweisung: Alle, bei denen es möglich ist, müssen sofort ins Homeoffice. Da ich an diesem Tag die einzige Führungskraft der drei Abteilungen auf unserer Bürofläche bin, habe ich die Aufgabe, den Mitarbeiter*innen das zu vermitteln und sicherzustellen, dass bei jedem der VPN-Zugang funktioniert. Um 14:00 Uhr ist das Büro leer. Einige der Kolleg*innen habe ich über 9 Monaten nicht mehr gesehen.

Für mich persönlich ist das Homeoffice von Beginn an sehr angenehm. Ich lebe alleine, störe niemanden und werde, wenn überhaupt, dann nur vom Paketdienst gestört (ich wohne im EG eines Mietshauses, da wird erwartet, dass man gleichzeitig Paketannahmestelle spielt). Die Zusammenarbeit mit den direkt Mitarbeitenden im Team ist ungewohnt, wir treffen uns anfangs zwei Mal pro Woche per Skype zu einer Abstimmung hauptsächlich zu der Frage - wie geht’s dir im Homeoffice? Im Laufe der Wochen und Monate spielt sich die Zusammenarbeit im Team, im Betrieb und auch mit den zahlreichen Gremien außerhalb Festo (VDMA, DIN, ISO, …) gut ein. Wenn alle Gesprächspartner in einem Meeting ein Headset benutzen, ist die Verständigung per Skype für mich persönlich besser als in Präsenzsitzungen. Hybrid-Sitzungen sind eher schwierig.

Meine Erfahrung in 9 Monaten Homeoffice ist, dass die Meetings kürzer sind und effektiver. Bei den Treffen in den externen Gremien fehlt mir allerdings der persönliche Austausch in den Pausen. Auch die zufälligen Begegnungen auf dem Werksgelände finden nicht statt, das fehlt mir.