Im Regen an den Bodensee
Samstag 22.8.2020
Leider muss coronabedingt für mich der geplante Korsika-Urlaub dieses Jahr ausfallen. Schade um die Fährgebühr, die wir natürlich vorab bezahlt hatten. Da es ein Spartarif war, ist eine Rückzahlung ausgeschlossen, wohl an der falschen Stelle gespart. Nun ja.
So folge ich meiner Schwester Meggis Vorschlag und plane zwei Tage Luganer See mit Meggi und Rolf ein, Treffpunkt Montag im Paradies, so heißt der Campingplatz in Melano. Für die Anfahrt will ich mir etwas Zeit nehmen. Erste Übernachtung am Bodensee.
Der heutige Samstag beginnt allerdings mit Regen und Gewitter, alles andere als angenehmes Reisewetter. So verweile ich noch eine Weile, denn laut Navi sind es nur zwei Stunden bis Lindau.

Dann lässt der Regen gegen Mittag nach und ich fahre los. Erster Stop ist Wendlingen. Ich will wenigstens einmal auf die Waage mit Pumuckl, die Schweizer Behörden sind da gnadenlos. Genau 3500 kg, erstaunlich da ich doch alleine im Fahrzeug sitze. Gut, ich habe das E-Bike dabei und mein ganzes Werkzeug, aber trotzdem. Wenn ich ein paar Liter Sprudel trinke und im Waschaus am Campingplatz meine persönliche Entsorgung mache, sollte das klappen.
Auf der A8 ist es dann erst einmal nix mit 2 Stunden, das Navi sagt jetzt staubedingt, dass es vier Stunden dauert aber das kenne ich, das stimmt meistens nicht. Sofern nicht gerade stehender Stau ist fahre ich halt langsam im Strom mit, die Verzögerung hält sich in Grenzen. Dafür regnet es über weite Strecken, doch am See ist es dann eher heiter bis wolkig.
Kurz und gut, gegen 16:45 komme ich in Kressbronn, einem vornehmen Ort am Bodensee mit einem gigantischen Campingplatz, an. Es fährt immer die Hoffnung mit, dass auch wirklich noch ein günstiger Wohnmobil-Übernachtungsplatz verfügbar ist. Die Uhrzeit ist wohl ungünstig und der Stellplatz belegt. Zum Glück bekomme ich innen noch einen Platz an einer Hecke mit Strom zum günstigen Tarif und darf ich alle Einrichtungen mitbenutzen. Die sind echt klasse, aber natürlich auch mit Beschränkungen versehen.


Der Abend ist lau und noch recht lang, da bietet sich das Fahrrad an. Da der Campingplatz nicht direkt in Kressbronn sondern ein paar Kilometer außerhalb in Gohren liegt, fahre ich los, um mir den vornehmen Ort genauer anzuschauen. Da komme ich das erste Mal dann auch so richtig an den See und bin begeistert. Es ist eine tolle abendliche Stimmung.
Ich erinner mich, dass ein Kollege von einem Dauerstellplatz am Bodensee erzählt hat. Ich frage ich kurz über die SocialMedia, wo das denn war. Bingo, es ist genau mein Übernachtungs-Campingplatz. Dann frage ich ihn nach einem netten Lokal und bekomme prompt fundierte Auskunft.
Bei der Fahrt kreuz und quer durch den vornehmen Ort treffe ich unverhofft Anne, eine Pastorin, mit der ich vor vielen Jahren in einem Arbeitskreis zusammengearbeitet hatte. Wir sind beide auf Kurzurlaub unterwegs, tauschen uns kurz aus und gehen unsere Wege.

Getreu dem Motto "Man trifft sich immer zwei Mal" sitze ich in der empfohlenen Pizzeria bei einem alkoholfreien Weizen und wer kommt da zum Essen rein? Anne und ihre Tochter. So kommt zum guten Essen noch eine nette Unterhaltung hinzu, was will man mehr.

Die Schweiz und ihre strengen Regeln flößt mir Respekt ein. Im Vorfeld hatte ich mir beim ADAC bereits eine Vignette für die Autobahnen gekauft, aber noch nicht angebracht. Laut der Beschreibung darf die nur mit der selbstklebenden Seite von innen an die Windschutzscheibe gelebt werden. Wenn ich das mache, denke ich, dann ist die ja nur von innen lesbar, wo ist da der Denkfehler? Also suche ich mir bei YouTube ein Tutorial, in dem das sachgerechte Anbringen einer schweizerischen Autobahnvignette erklärt wird. Das ist kein Witz.
Um den Blog schreiben zu können, brauche ich WLAN bzw. Zugang zum Internet. Nun habe ich ja noch mein mobiles Internet dabei, will aber Volumen sparen und kaufe mir einen 24-Stunden-Zugang für 1 €.
An der Rezeption sagt man mir: "WLAN Zugang gibts beim Supermarkt". Ich gehe also in den Supermarkt, nehme mir einen Einkaufskorb weil das so vorgeschrieben ist und marschiere einmal quer durch bis zur Kasse und frage nach einem WLAN-Zugang. "Den gibt in der Verwaltung". Wie jetzt, die haben doch gesagt, beim Supermarkt. Auflösung: "Beim" sollte bedeuten "neben" dem Supermarkt, denn da sitzt die Verwaltung. Ich höre vielleicht manchmal zu genau hin.
Beim Rundgang über den Platz fällt mir auf, dass die Fahrzeuge und Vorzählte ziemlich dicht an dicht stehen. Ist halt ein teurer Flecken Erde hier. Manche können sich aber sogar eine Garage leisten, wenngleich das Auto offenbar nicht ganz rein passt.
Alle Versuche, in das örtliche WLAN-Netz zu kommen, scheitern. Da kommt bei mir voll der Schwabe durch. Du hast das bezahlt, dann kümmere dich jetzt drum, auch wenns nur ein Euro war. Der Rezeptionist meinte, er gehöre nicht zur Generation Smartphone, er kenne sich nicht aus. So laufe ich zur Verwaltung - die 24 Stunden besetzt ist - und frage dort nach. Die Auskunft ist zwar schlüssig und hilfreich, das Netz aber so grottenschlecht, dass ich am Ende auf den Euro pfeife und mein mobiles WLAN nutze.
Das war mein erlebnisreicher erster Reisetag, mal sehn, was mich morgen alles erwartet.