Wenn einer eine Reise tut ...

Zwei Punkte vorab:

Ich habe mir lange überlegt, ob ich angesichts der Einschränkungen reisen soll. Vieles sprach dafür und ich reise ja alleine.

Meine Erkenntnis des Tages: Wenn ich unterwegs bin, also den Ort wechsle, erlebe ich vielleicht nicht unbedingt mehr, aber mir fällt viel mehr ein, was ich erzählen kann.

Am Montag packe ich meine 7 Sachen - was bei mir meistens mindestens 10 sind, und fahre los in Richtung neue Heimat. Nach einem kurzen Blick ins Haus - es steht noch - begebe ich mich auf den schönen Stellplatz ohne Strom und Wasser - nein mit viel Wasser - direkt am Rhein. Es ist ein herrlicher Abend mit Sonnenuntergang am anderen Ufer. Alle anderen Fahrzeuge sind längst davongefahren, so nächtige ich ganz alleine im Pumuckl. So jetzt ist es raus. Warum hat der Camper einen Namen? Die meisten YouTuber der Szene geben ihren Fahrzeugen Namen, da war ich etwas unter Druck. Ein Freund meinte neulich, der Name erschließt sich ihm nicht unmittelbar. Als ich ihm sagte, dass der Wohnmobilhändler mit Meisterwerkstatt "Eder" heißt, war die Sache klar.

Nach der ersten Nacht wache ich meistens recht früh auf. Der Himmel ist klar, die Nacht war kalt, aber Pumuckl ist beheizbar, also kein Problem.

Die Grundeigenschaft eines Campers ist, dass er immer fahrbereit ist. Zwar sind es nur wenige hundert Meter bis zum Bäcker, da ich aber nicht sicher bin, ob der offen hat, fahre ich dort hin um ggf. zu einem Supermarkt weiterfahren zu können. Er hat offen, also geht’s gleich wieder an den Rhein zum herrlichen Frühstück. Gut genährt mache ich mich zum Verdauungsspaziergang auf, natürlich am Rhein entlang Richtung Norden. Ich beobachte den regen Fracht-Schiffsverkehr, offenbar arbeitet diese Branche ganz normal. Nach gefühlt zwei Kilometer endet der schöne Weg auf dem Deich an einer Rheinseitenarmmündung. Auf dem Rückweg biege ich am Fährhaus in Richtung Ortsmitte Rheinhausen ab, komme vorbei an einem Storchennest und staune, wie viel Leben im Ort ist, trotz Corona. Da ich sonst meist am Wochenende hier bin, genieße ich jetzt dieses lebendige Treiben und erobere mir die Hauptstraße im Bereich um die Kirche herum. Da ist das Postmuseum, die Volksbank, ein kleiner Bio-Hofladen, ein Brathähnchen-Verkaufswagen und vieles mehr. Das Schild von Swetlana bringt mich zum Schmunzeln, ebenso die handschriftliche Ergänzung beim Spendenaufruf - so sind die Menschen hier, grade raus und sehr bodenständig, ich mag das. Die innere Größe der Katholischen Kirche beeindruckt mich. Die herrlichen Brötchen der Bäckerei Ebner laden mich jetzt schon zu einem Spaziergang morgen früh ein.

Der Plan des Vormittages ist, im Haus etwas zu arbeiten. Manchmal hat man Glück und so sind jetzt beide Parkplätze vor meinem Haus Nr. 43 frei für den Camper. Ich lasse es ruhig angehen, schließlich habe ich Urlaub. Ein übrig gebliebenes Geländer wird weggeflext, dann eine leidig montierte Steckdose befestigt, an der sich im Herbst schon mein Schwager die Zähne ausgebissen hatte. Schließlich entferne ich eine vorgebaute Rigipswand mit Styroporunterbau. Was weg ist, ist weg.

Nachdem ich einigen Sperrmüll aus der Garage entfernt hatte teste ich am Schluss noch, ob der Camper tatsächlich in die Garage passt. Er passt, knapp zwar, aber er passt. Dem Architekten Nils teile ich sofort mit, dass die Treppe zum neuen Hauseingang nicht tiefer sein darf als 70 cm. Er bestätigt: Das bekommen wir hin. So ist unsere Zusammenarbeit, klare Ansagen und klare Rückmeldungen - auf Gegenseitigkeit.

Dann reicht es. Nach so viel Arbeit habe ich mir eine Stunde im Baumarkt verdient, jawoll. Gesagt getan, geht’s erst einmal zu Edeka in Altlußheim (den Ort gibt’s wirklich) und dann weiter nach Hockenheim zu OBI.

Ich brauche nicht viel, aber das ist kein Grund, nicht in den Baumarkt zu gehen. Und sieheda, ein Bosch-Akku-Gerät der 18V Serie, das ich schon länger beliebäugle, ist im Sonderangebot und wartet auf meinen Zuschlag, den ich nach kurzer Überlegung bereitwillig zu geben bereit bin. Nur für Interessierte: Die Krönung der Holzbearbeitung ist eine Nano-Blade, also eine Mikro-Kettensäge für feinste Konturen und Ausschnitte. Man gönnt sich ja sonst nix.

Wieder begleitet mich ein herrlicher Sonnenuntergang bei der Zubereitung des Abendessens und nach Corona-TV entspanne ich mit Schwester Hanna und Bürgermeister Wöller.

Jetzt freue ich mich auf eine erholsame Nacht.

IMG_0255

IMG_0258

Zurück
Zurück

Corona-Bank

Weiter
Weiter

Skype-Abendmahl