Schläfertest

Sonntag 10. Juni 2018. Ich liege um 21:00 Uhr bereit für die Verkabelung und schreibe die ersten Sätze.Als Überschrift wollte ich schreiben "Schlafreise Tag 1". Das schlaue Programm hat dann aber mit der Autokorrektur "Schläfertest" draus gemacht, was ich dem Anlass eigentlich angemessen finde, wenngleich man auch unter einem Schläfer schon mal was anderes verstehen kann. Seis drum.Ich habe ein Einzelzimmer, die teuerste Suite, die ich je bewohnte, um in zwei oder drei Nächten meine Schlaf- und Atemaussetzer zu verifizieren und ein Hilfsmittel einzurichten, die sgn. Maske. Ein Gerät, das man nachts trägt und das über eine Gesichtsmaske einen leichten Überdruck in den Rachen pumpt um so den Rachenraum zu weiten. Das soll dann einerseits verhindern, dass ich schnarche, andererseits sollen durch den freien Atemweg die Atemaussetzer im Schlaf verhindert werden. Das wiederum soll mir Tiefschlafphasen schenken, die für einen erholsamen Schlaf elementar wichtig sind. Ich bin im Schlaflabor im Robert-Bosch-Krankenhaus in Gerlingen.Mittlerweile bin ich verkabelt und schreibe im 9-Fingersystem weiter. Der linke Zeigefinger hat einen Aufsatz bekommen, der den Sauerstoff misst. Das Teil erinnert an einen Raumgleiter aus Starwars. Ansonsten sind nun Sonden an den Beinen, an der Brust, im Gesicht und auf dem Kopf. An den meisten Stellen halten die Dinger durch den Selbstklebestreifen oder, weil es so warm ist und ich schwitze, mit zusätzlichem Klebeband. Damit das überhaupt funktioniert wurden wir angewiesen, uns nach dem Waschen nicht einzucremen. Nivea verdient also nix an dieser Aktion.Aber am behaarten Kopf wirds schwierig (bei mir betrifft das nur den hinteren Teil des Kopfes). Jetzt kommt der Baumarkt ins Spiel. Die vier genau platzierten Sonden am Kopf werden mit Zementkleber festgemacht. Angeblich geht der beim Duschen wieder raus. Wenn ich demnächst mit kurzen Haaren erscheine, hat das nicht funktioniert.Die Verkabelung an sich, na ja, ich hätte das sauber mit Kabelbindern verlegt, aber Hauptsache die Daten kommen im Kontrollzentrum an. Die werden per Funk dorthin übertragen, deshalb mussten wir das Handy ausschalten.Diese ganzen Informationen wurden uns in einer Begrüßungsveranstaltung um 20:30 Uhr vermittelt. Ich war der erste in dem Raum, nach und nach kamen noch sieben weitere, darunter auch zwei Frauen, was eher untypisch für Schlafapnoe ist, so heißt die Krankheit. Nach dem Vortrag, der im Wesentlichen den Ablauf der nächsten Tage zum Inhalt hatte, duften wir noch das Kontrollzentrum besichtigen. Jeder Schläfer wird über zwei große Bildschirme mit vielen Kurven überwacht. Wir wurden auch darauf hingewiesen, dass durch Umschalten der Bettbereich videoüberwacht wird. Tatsächlich hängt über dem Fernseher eine Kamera an der Wand, komisches Gefühl.Die Entkabelung findet morgen früh zwischen 5 und 6 statt und um 6:45 Uhr müssen wir zur offiziellen Patientenaufnahme.Daher werde ich jetzt mal lieber schlafen.

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Schlafauswertung und die Folgen

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Zum Abschluss durchs Neckartal