Im Herzen Europas
Die Brötchenbestellung in der Aumühle in Oberaula hat nicht funktioniert, daher suchte ich am Morgen die Hofdame um die Kosten für die Übernachtung zu begleichen und klingelte sie um 8:00 in der Frühe scheinbar aus dem Bett. Sie wünschte mir dennoch sehr relaxt eine gute Weiterfahrt, die ich auch gleich antrat, in der Absicht, unterwegs zu frühstücken. Meinen Plan für den Vormittag hatte ich noch niemandem verraten, denn ich wusste noch nicht so recht, ob der funktioniert.Es gibt da einen Videoblogger, der sich selbst "Held der Steine" nennt und immer wieder die neuesten Lego-Bausätze in YouTube präsentiert und dabei in seinen Videos in sein kleines "Legolädchen im Herzen Europas" einlädt. Mein Vormittagsziel war also Sachsenhauen, ein Stadtteil von Frankfurt. Kurz bevor ich aus der tiefsten hessischen Provinz wieder die Autobahn erreichte, versorgte ich mich in Alsfeld in einem Supermarkt noch mit Milch, Eier und Brötchen und machte an der ersten Raststätte auf der A5 Frühstückspause. Die hieß sinnigerweise Pfefferhöhe, wobei ich für die Spiegeleier nur Salz verwendete. Die Pfefferhöhe lag auf einer Anhöhe und bot einen herrlichen Blick in die weite Landschaft und so genoss ich diese erste Mahlzeit des Tages um danach beschwingt und mit den weiteren Kapiteln des Küstenkrimis in Richtung der Mainmetropole zu fahren. Mit dem Wohnmobil nach Sachsenhausen rein zu fahren wäre wohl gegangen, allerdings hätte ich vermutlich keinen Parkplatz bekommen. So suchte ich mir am Stadtrand von Frankfurt in Autobahnnähe ein kostenloses Plätzchen in der Gutleutstraße und radelte die 6 km zu dem kleinen Legolädchen im Herzen von Europa.
Der Videoblogger Thomas war auch höchst persönlich im Laden, der gefühlt nur 10 qm groß ist und so konnten wir ein paar Sätze Legofachsimpeln. Dass ich mir auch ein lang ersehntes Set gekauft habe, verrate ich an dieser Stelle nicht, auch nicht, dass es der grüne MINI ist (Uups). Den Punkt "Besuch im Legolädchen im Herzen Europas konnte ich nun auf meiner geheimen Liste der Dinge, die ich mal machen möchte, abhaken.Vor der Weiterfahrt habe ich einen Stellplatz bei den Stadtwerken in Speyer ins Navi programmiert und stellte dort fest, dass es ein Platz mit Parkscheinautomat war, bei dem eine Reservierung z.B. durch eine Kabeltrommel nicht möglich ist. Also heute Nacht auf gut Glück versuchen jetzt und ab nach Schifferstadt zu Tabea und Tobias. Die bereiteten sich gerade auf ein lange geplantes Freundetreffen in ihrer Wohnung vor, zu dem ich auch herzlich eingeladen war. Es war ein netter Abend der für die jungen Leute noch deutlich länger ging als für mich. Ich war müde und wollte nach Speyer und schlafen. Wichtig war mir allerdings der Stromanschluss. Nach Ziehen des Parkscheines stellte ich die Stromverbindung her, musste aber leider wahrnehmen, dass erstens die Kühlbox inzwischen ausgefallen war und es zweitens die Sicherung an dem Stromkasten der Stadtwerke raushaute, sobald ich eine Verbindung herstellte. Ob zwischen den beiden Ereignissen ein Zusammenhang besteht? Nebenbei probierte ich mal wieder, den Einbaukühlschrank einzuschalten und wunderte mich nicht schlecht, dass der wieder funktionierte, und zwar so, als hätte er nie einen Ausfall gehabt, so ein Schlingel.
Nachdem die richtige Temperatur erreicht war, konnte ich die zu kühlenden Sachen aus der Kühlbox umladen. Kleiner Technikblock: Der eingebaute Kühlschrank schaltet automatisch zwischen Strom von der Lichtmaschine (beim Fahren), Landstrom und Gas um, wobei Gas immer dann verwendet wird, wenn kein Strom anliegt. Die Batterie des Wohnraumes wird vom Kühlschrank nicht belastet. Daher war es für diese Nacht nicht so schlimm, dass der Landstromanschluss nicht funktioniert. (Warum man von Landstrom spricht? --> Das kommt aus dem maritimen Bereich weil Boote ja genauso eine Batterie an Bord haben für den Betrieb von allerlei elektrischem Gerät während der Fahrt. Wenn ein Boot am Anleger liegt, wird es an Strom von Land angeschlossen.)Für Samstag 9:00 Uhr hatte ich mich mit Marcel von Bella Bici, meinem Fahrradhändler in Wachenheim an der Weinstraße zur ersten Inspektion verabredet. Da ich nicht so früh aufstehen wollte und ca. 40 Minuten Fahrt hatte, fiel das Frühstück heute mal aus. Meine etwas durcheinandergeratene Elektrik wollte ich nicht noch mit Autark-Kaffee belasten.
Bei Marcel gab es neben einem Kaffee auch viele Fachgespräche, eine exzellente Inspektion sowie eine Neueinstellung der Schaltung. Ich hatte erwähnt, dass ich mir eine etwas bessere Übersetzung wünsche, um bei einer Geschwindigkeit zwischen 25 und 30 mit einer geringeren Trittfrequenz fahren zu können. Ein kleiner Test zeigte, dass offenbar die Voreinstellung der stufenlosen Schaltung falsch war. Diese Reparatur bzw. Korrektur bringt mir einen erheblichen Komfortgewinn bei flotter Fahrt. Den Kauf eines Flaschenhalters sowie Gel-Handschuhen und einer spezielle Radlerhose mit Popopolster rundeten den Besuch in Wachenheim ab. Jetzt gings zurück und auf dem Weg nach Schifferstadt noch in Dudenhofen vorbei, um grünen Spargel für Oma Laun zu kaufen, die ich am Sonntag besuchen will.Die Kinder hatten einen langen Abend und eine kurze Nacht, so dass wir es erst einmal gemütlich machten. Zusammen mit Tobias testete ich die Elektroanlage im Womo und, schon wieder oh Wunder, funktionierte alles wieder wie es sein soll, incl. der Kühlbox, die ich ja jetzt nicht mehr brauche nachdem der Kühlschrank wieder funktioniert (was ich immer noch nicht so recht glauben kann). Zwischendurch war ich mit Tobias auf dem Marktplatz in Schiffi (Kurzform) um für eine Art Volkslauf des Leichtathletikvereins im Rahmen des Schifferstädter Rettichfestes eine Lautsprecheranlage aufzubauen. Da hab ich wieder live erlebt, dass Tobias in Schiffi bekannt ist wie ein bunter Hund. Das Rettichfest ist übrigens ein Volksfest oder wie man hier sagt, eine Kerwe (kommt wohl von Kirmes).
Auf dem Weg zum Bahnhof stellten wir das Womo bei Laun Senior in der Wiesenstraße in die Einfahrt, stellten Landstrom aus der Garage her und fuhren dann mit der Deutschen Bahn nach Worms.
Eine Freundin hatte den beiden den Tipp gegeben, dass in Worms heute Abend im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Tages eine Konzertlesung mit Samuel Kurz (Liedermacher) und Samuel Koch (der 2010 bei "Wetten Dass" einen Unfall hatte und seither querschnittsgelähmt ist), der aus eigenen Büchern liest, stattfindet. Es war ein sehr schöner und interessanter Abend, den ich nun mit dem Verfassen dieses Zweitagesberichtes in der lauschen Hofeinfahrt abschließe.