Männerfreundschaft

Michael und ich begegnen uns im letzten November zum ersten Mal. Bei einem vom Referenten der Männerfreizeit geplanten Spaziergang sollen wir uns gegenseitig in einer Dreiergruppe unsere Lebensgeschichte in Form eines Drehbuches für einen Film erzählen mit Titel, Besetzung, Musikauswahl usw.. Michael und ich sind in einer Gruppe. Es sind unglaublich spannende Drehbücher, die hier entstanden und ich bedaure, dass diese Filme wohl nie gedreht werden. Aus diesem Treffen und weiteren Gesprächen entsteht eine echte Männerfreundschaft, die jetzt in diesen Tagen ihre erste Fortsetzung findet. Neben der Leidenschaft für das mobile Reisen verbindet uns noch eine ganze Menge mehr aus unseren Lebensgeschichten. So freuen wir uns beide auf einen schönen gemeinsamen Tag.

Ich verspreche am Vortag, dass ich bis 8:00 Uhr Brötchen organisiert habe. Da wir ja nicht gemeinsam reisen dürfen, ist klar, dass jeder das Frühstück und die Mahlzeiten in seinem Camper einnimmt. Ich wache rechtzeitig auf, stehe auf und will mir die Zähne putzen, da tröpfelt nur noch vereinzelt Wasser aus dem Hahn. Ich hätte am Vortag mal auf den Wasserstandsanzeiger schauen sollen. Nun stehe ich da, zum Glück hatte ich mich noch nicht eingeseift. Nach kurzer Überlegung ist klar, ich muss rüber zum Haus fahren und dort Wasser tanken. Reicht der mitgeführte Schlauch bis zum Gartenanschluss im Hof? Wenn nein, kann ich den Schlauch aus dem Schuppen nehmen, aber habe ich ein Verbindungsstück? Da ich bekannt bin als Jäger und (insbesondere als) Sammler und nichts, aber auch gar nichts wegwerfen kann, habe ich natürlich ein Verbindungsstück im Fundus. Also Wasser Marsch und den Tank auffüllen. Mit 50 Liter komme ich gut hin, fahre noch kurz beim Bäcker vorbei und liefere mit 9 Minuten Verspätung die versprochenen Brötchen ab. Das ist in Ordnung, denn wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Eine Weile verweilen wir noch gemütlich am Platz am Rhein und lassen uns von. der aufgehenden Sonne etwas aufwärmen. Die Nacht war kalt. Wir testen die Campingtauglichkeit von mitgeführten Masken, entscheiden uns aber für Abstand. Wir hören beide recht gut, also ist das kein Problem.

Der Tag lädt zum Radeln ein. Die in der Nacht aufgeladenen Akkus der Ebikes werden eingesetzt und los geht es zunächst rechtsrheinisch nach Phillipsburg, vorbei am stillgelegten AKW, über die Altrheinbrücke nach Germersheim um dort den richtigen Rhein zu überqueren.

Gegenschwieger Norbert hatte uns eine Route linksrheinisch Richtung Süden als reizvoll empfohlen, ich kann nur sagen, er hatte recht, aber sowas von. Am Rhein entlang, ausschließlich auf gut ausgebautem Radweg, begegnen uns viele Radler aller Altersklassen, einige Fussgänger und so manche, die mit Rollen unter den Schuhen unterwegs sind.

Auf einem Bänkle mit herrlicher Aussicht machen wir abstandsgerecht Mittagspause und sogar ein kleines Mittagsschläfchen, als Ü60er ist das erlaubt. In dem verschlafenen Städtchen Leimersheim suchen wir nach einem offenen Bäcker, der uns eine Tasse Kaffee verkaufen würde, natürlich nur Kaffee TOGO.

Der Bäcker scheint DER Treffpunkt des verschlafenen Städtchens zu sein, wir treffen dort jede Menge Leute und erfahren leider, dass die Fähre auf die andere Rheinseite derzeit nicht fährt. Da waren sie wieder, die Anderen Zeiten. So entscheiden wir uns, die selbe Strecke zurück zu fahren, die war so schön, dass man die durchaus zwei Mal hintereinander befahren kann. So sehen das wohl andere auch, denn wir treffen den einen und die andere von der Hinfahrt jetzt wieder.

Gefühlt geht es jetzt schneller. Das hat drei Gründe. Erstens hatte es auf dem Hinweg relativ starken Gegenwind. Zweitens ziehen Wolken auf und wir haben keine Lust im Regen zu fahren. Drittens sind wir jetzt etwas müde und wollen nach Hause zum Camper und ausruhen.

Die Wolken verziehen sich und wir genießen die Spätnachmittagssonne auf unseren Campingstühlen mit Blick auf die Rheinschifffahrt, die offenbar noch gut zu tun hat, trotz der Anderen Zeiten.

Da ich morgen mein Fahrrad zur Inspektion bringe, MUSS es vom gröbsten Dreck der letzten Monate (sorry Fahrrad) befreit werden. In meinem Hof am Haus mit Wasseranschluss bastle ich mir eine Konstruktion, die es mir ermöglicht, in aufrechter Haltung alle Stellen des Bikes gründlichst zu reinigen, wenn schon, denn schon. Auch wenn das jetzt nach Angabe klingt, das hat richtig Spaß gemacht.

Zurück bei Michael und Pumuckl zelebrieren wir ein gemeinsames Abendessen auf dem Bänkle mit Abstand und Rheinblick.

Schließlich verabschiedet sich auch dieser Tag mit einem herrlichen Sonnenuntergang hinter dem anderen Rheinufer. Erfüllt und sehr dankbar für unsere Männerfreundschaft verziehen wir uns zur Nachtruhe in unsere mobilen Behausungen.

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