Homeoffice
Es ist nicht das erste Mal, dass ich im Homeoffice arbeite. Aber es ist das erste Mal, dass es angeordnet ist und vor Allem länger als einen Nachmittag oder mal einen ganzer Tag dauert.
Das sind zunächst mal entspannende Aussichten. Ich muss zum Arbeiten nicht aus dem Haus, kann in der Jogginghose an den Arbeitsplatz gehen, trinke nebenbei gemütlich meinen Kaffee, der natürlich besser schmeckt als der Automatenkaffee in der Firma.
Die erste ganze Woche Homeoffice habe ich jetzt hinter mir. Es ist die Auswirkung des neuesten Corona-Virus, der nun auch Deutschland massiv im Griff hat. Die soziale Distanzierung erfordert es, dass die Menschen, in diesem Fall Kolleginnen und Kollegen, keine körperliche Nähe mehr haben sollen, wobei damit ein Mindestabstand von 1,5 Metern gemeint ist. Um jegliche Gefahr von Infizierung auf dem Werksgelände zu vermeiden, insbesondere nachdem nachgewiesene Infektionen bei Kollegen bekannt wurden, hat der Vorstand alle, bei denen die technischen Voraussetzungen erfüllt sind und deren Arbeitsaufgabe es einigermaßen hergibt, ins Homeoffice geschickt.
Da sitze ich nun, nicht mehr nur abends alleine sondern jetzt auch tagsüber. Voraussetzung für mobiles Arbeiten ist natürlich ein guter Internetanschluss und ein Schreibtisch, beides ist bei mir gegeben. Das ablenkungsfreie Arbeiten ist bei Alleinlebenden naturgemäß gegeben - wenn man damit nur die mögliche Ablenkung durch Mitbewohner betrachtet. Die ganzen schönen Dinge, mit denen ich mich nach Feierabend beschäftige, sind natürlich im Homeoffice auch da und die Gefahr von Ablenkung dadurch ist durchaus gegeben. Ich musste im Laufe der Woche lernen, damit umzugehen und sauber zwischen Arbeit und Freizeit zu trennen. Selbstdisziplin ist kein automatischer Prozess.
Die technische Seite funktioniert relativ gut. Telefoniert wird per Skype Business, wie am Büroarbeitsplatz auch. Allerdings hat die VPN-Verbindung die Tücke, dass zwischendurch Aussetzer in der Sprachübertragung vorkommen und man einzelne Worte schlicht nicht hört. Das wird dann sehr schnell ziemlich anstrengend. Irgendjemand hat herausgefunden, dass es besser funktioniert, wenn ein Gesprächsteilnehmer sein VPN abschaltet. Die Telefonie funktioniert dann zwar, aber nicht mehr der Zugriff auf SAP oder andere Systeme. Einerseits haben wir so manches Gespräch vorzeitig beendet, andererseits fanden wir so manche Notlösung um doch noch zu einem guten Gesprächsergebnis zu kommen.
Eine der Erfahrungen aus dieser ersten Woche ist die, dass die Besprechungen kürzer und wie ich meine, auch effektiver sind, man findet nach dem allgemeinen "Wie gehts dir so alleine?" doch relativ schnell zum Thema und auch zu einem Ergebnis. Kaum einer der Termine hat die geplante Dauer erfordert.
Nach anfänglicher Euphorie "Wir schaffen das natürlich" und zwischenzeitlichem Lagerkoller "Was passiert hier eigentlich gerade?" finde ich zum Ende dieser ersten kompletten Homeoffice-Woche zu einem Rhythmus, der mich zuversichtlich macht, die kommenden Wochen gut in dieser anderen Form zu überstehen. Dankbar bin ich für alle mutmachenden Worte von Kolleginnen und Kollegen und auch abends von Familie und Freunden.