Langeweile - Fehlanzeige

In den Tagen um Weihnachten kommen immer mal wieder Gedanken in meinen Kopf, die mich an der Sinnhaftigkeit dieser weiten Reise für nur ein paar Tage zweifeln lassen. Seit heute weiß ich - die Reise hat sich gelohnt.

Der Tag fängt schon gut an, nämlich ausgeschlafen, demnach taugt das Bett etwas. Ein Blick in den morgendlichen Himmel verrät - es ist gutes Wetter. Also gemütlich aufstehen, gemütlich Waschen, gemütlich Frühstücken, es ist ja schließlich Urlaub. Ein erster kleiner Gang um das Haus herum offenbart, dass ich mich auf einer schmalen Landzunge befinde und vom Haus aus nach zwei Seiten die Ostsee sehen kann, herrlich. Das Wetter lädt zu einem Spaziergang ein, einfach mal los, großartig verlaufen kann ich mich ja nicht hier. Vorbei an typisch dänischen Wohnhäusern und wohl auch Ferienhäusern komme ich am Fischerei-Hafen an. Ein Fisch-Verkaufswagen gibt mir die Idee für das heutige Abendessen -Torskefiske, bei uns als Dorsch bekannt. Verkauf ist bis 16:00 Uhr, also vertage ich den Fischkauf auf den Nachmittag. An einem typischen Verkaufsstand für heimischen Honig komme ich mit dem Imker ins Gespräch. Viele Dänen sprechen hier Deutsch und bisher waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Auch die Nachbarn winken mir schon zu.

Auf dem Rückweg komme ich an der örtlichen Kirche vorbei. Nach dem Gang über den interessanten Friedhof, der so ganz anders gestaltet ist als unsere, wage ich mich auch in die Kirche hinein. Spätestens jetzt ist klar, ich bin in einem Fischerdorf gelandet. An der Decke hängt zwischen den Kronleuchtern ein Schiffsmodell, natürlich mit der dänischen Flagge am Heck. Auch viele der Grabsteine draußen nennen den Beruf des Verstorbenen: Fisker ...

Fisch schmeckt mit Kartoffeln besonders gut, auch brauche ich noch Paniermehl und Mehl sowie Zitronen. Ich teste heute den Aldi in Nakskov und mache noch einen Abstecher zur Strandpromenaden. Es ist kalt, es ist windig und es ist einfach nur herrlich entspannend. Das Licht ist im Winter viel intensiver hier oben, vielleicht weil die Sonne auch mittags ziemlich flach steht. Am Jachthafen setze ich mich eine Weile auf eine Bank und beobachte einen Schwan der in Ufernähe im flachen Wasser steht und offenbar auch lange geschlafen und sich jetzt intensiv putzt.

Besonders gefallen hat mir unterwegs das Straßenschild, das auf 9 chikaner hinweist die zum Langsamfahren animieren sollen. Ach ja, und aufgrund meiner langjährigen Dänemark-Erfahrung weiß ich auch, was Bygemarket heißt. Wie von Geisterhand steuert das Auto dort auf den Parkplatz. Der Name XL-Byg ist nicht übertrieben. Zum ersten mal sehe ich eine 18V Akku-Minikettensäge von Bosch. Ich kann mich aber zurückhalten und setze dieses Gerät nur auf den Wunschzettel.

Wie die Zeit vergeht. Wieder zurück im Fischerdorf begebe ich mich zum Fisch-Verkaufswagen, da ist aber keiner. Etwas weiter Richtung Hafeneinfahrt wird ein Fischkutter entladen, ich frage dort nach. Einen Torsk am Stück (also "mit alles zum Mitnehmen") könnte ich dort sofort bekommen, aber was soll ich mit 5 kg Fisch, den ich auch erst noch ausnehmen muss, das überfordert mich. Ich treffe ein dänisches Ehepaar, das deutsch spricht. Wir unterhalten uns nett und warten gemeinsam auf den Fischverkäufer, die wollten bei ihm auch Torsk kaufen. Nach einer ganzen Weile ist der Fischkutter entladen (oder so gut wie), setzt innerhalb den Hafenbeckens um und landete genau bei uns. Dort wird der Rest entladen. Der freundliche Däne verhandelt mit den Fischern und so wird für mich im Fang nach einem extra kleinen Torskefiske gesucht und auch gefunden, extra für mich ausgenommen und filetiert. Ich freue mich wie ein Schneekönig. So fangfrisch hatte ich noch nie einen Torsk.

Wieder Zuhause am Urlaubshaus bewundere ich nochmal die tolle Aussicht nach dem Sonnenuntergang und lasse ich mir ein typisch dänisches süßes Gebäck mit einem Cappuccino schmecken.

Dann beginnt vor dem Abendessen noch der Bau des 3D-Druckers, den ich als Bausatz mitgebracht hatte. Darauf freue ich mich schon seit Wochen.

So, und dann kommt die Torskefiske-Panier-Zeremonie. Mit etwas Übung ist das relativ einfach. Beim Braten vergesse ich, den Dunstabzug an zu machen, was mir der Rauchmelder übel nimmt. Zum Glück weiß ich, wie man die Dinger entschärft. Die Nachbarn sind weit genug entfernt, so dass ich nicht befürchten muss, dass die Feuerwehr anrückt. Der Fisch schmeckt vorzüglich. Anstelle des sonst üblichen Kartoffelsalates, den Heike immer gemacht hat, gibt es Pellkartoffeln, dänische natürlich.

Heute macht es mir wieder viel Freude, den Tagesrückblick zu schreiben, vermutlich weil ich so viel erlebt habe. Der Einfachheit halber (ich will noch etwas weiterbauen :-) ) hänge ich heute die Bilder des Tages unter den Beitrag.

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