Teilziel Hamburg

Tatsächlich schaffe ich es, früh aufzustehen um mich zunächst mal darüber zu freuen, dass es nicht regnet. Das Auto habe ich gestern schon beladen, so dass einer baldigen Abfahrt nichts im Wege steht. Doch halt, die Sonnenbrille sollte ich noch mitnehmen. Also nochmal von der Tiefgarage in die Wohnung. Same procedure - ich muss es leider zugeben - wegen der Ohrenschützermütze und nochmal, ganz wichtig, wegen den Ersatz-Nasenpads für die Brille. Mir ist es in den letzten Monaten schon zwei Mal passiert, dass eines der Pads verloren ging, das ist sehr unangenehm. Da die Pads nur für diesen Brillenhersteller passen, sind die nur schwer zu bekommen. Also gehts dann defacto um 6:30 Uhr wirklich los.

Erster Anlauf

So früh am letzten Samstagmorgen in 2019 sind nur wenige unterwegs, es läuft ganz gut durch Stuttgart, nach Heilbronn und weiter nach Würzburg. Dort führt mich das Navi von sich aus an einem Stau vorbei und durch die Stadt durch. So sehe ich Würzburg nochmal von einer anderen Seite. Über meinen spontanen Kurzurlaub über Pfingsten will ich noch berichten.

Diese erste Teilstrecke soll mich nach Hamburg führen. Ich habe Respekt vor der langen Strecke und nehme mir daher was vor. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit stelle ich den Tempomat auch bei freier und freigegebener Strecke heute auf 150 oder ab und zu 160 ein und fahre total entspannt. Der Umdenkprozess tat nicht weh, tut eher gut. Die meisten Streckenabschnitte sind jedoch herunter geregelt.

Erste Pause am Gramschatzer Wald

Außerdem mache ich konsequent alle 1,5 - 2 Stunden eine Pause. Auch das tut mir gut und ich habe trotz frühem Aufstehen keine Phase mit besonderer Müdigkeit. Einige Zeit höre ich meinen Lieblingssender Deutschlandfunk, das wird aber mit der Zeit doch anstrengend weil es fast ausschließlich Textbeiträge sind mit aktuellen Themen, die jedoch Konzentration erfordern. Alternativ dazu lege ich mir einen Küstenkrimi rein. Einige dieser Hörspiele haben wir uns im Laufe der Jahre für unsere langen Fahrten angeschafft. Der heutige spielt in Ostfriesland.

Das ist zwar auch nur Text, aber eher unterhaltsam. Dennoch konzentriere ich mich auf den Verkehr und werde irgendwo zwischen Kassel und Göttingen angeblitzt. Zunächst habe ich keine Ahnung, warum, habe mich eigentlich vorbildlich verhalten. Dann wird mir bewusst, dass "nur" mein Tagfahrlicht an ist, was normalerweise tagsüber ausreicht. Es ist aber zu diesem Zeitpunkt ziemlich neblig und daher auch trübe, fast dämmernd. Dennoch schaltet das Fahrzeug nicht auf Abblendlicht. Das Problem ist das Rücklicht. Ich erinnere mich, dass ich mich gelegentlich über andere Autofahrer ärgere, die in der Dämmerung ohne Licht fahren. Was ich nicht bedacht habe ist der Umstand, dass das Tagfahrlicht nur vorne wirkt, i.d.R. sind das zusätzliche LED-Leuchten. Also schalte ich um von Automatik auf Abblendlicht. Für Dänemark ist das ohnehin sinnvoll, denn da ist es Pflicht, auch tagsüber mit Licht zufahren.

Von km 180 bis km 140 vor Hamburg telefoniere ich mit Tabea. Es ist schön zu hören, dass es den dreien gut geht. Auf diesem Streckenabschnitt läuft es ganz gut. Ansonsten ist das dritte Drittel meiner heutigen 675 km eher zähfließend, manchmal auch mit richtigem Stau. Durch die gute Krimiunterhaltung stört mich das aber nicht wirklich. Viele Jahre lang war der Anblick der Köhlbrandbrücke zur Rechten und die Container-Verladekräne zur Linken kurz vor dem Elbtunnel der gefühlte Beginn der Dänemark-Urlaube. Und auch heute geht es mir wieder so. Es ist, als wenn die Anstrengung der Fahrt wie weggeblasen ist bei dem Anblick.

Köhlbrandbrücke über dem Hamburger Hafen

Gegen 15:00 Uhr komme ich in Hamburg Stellingen an und halte bei REWE um noch Spülmittel, Zewatücher und Kaffee einzukaufen. Dann gehts ins Hotel. Ich kann das Auto in die Tiefgarage stellen, was etwas sicherer ist als auf der Straße. Ich habe etwas Zeit und langsam auch Hunger und beschließe, ein Einkaufszentrum aufzusuchen. Das Navi ist zwar normalerweise ein Segen, insbesondere in unbekannten Städten, allerdings führt mich das Navi jetzt in eine Einbahnstraße, die scheinbar in einer Sackgasse endet. Ich parke zunächst einmal und orientiere mich und finde einen Ausweg. Da man hier nur mit Parkschein parken kann, fahre ich auf eigene Faust weiter und parke kostenfrei in einer Wohngegend einige Minuten Fussweg vom Mercado entfernt. Das Chicken Curry beim Pakistani schmeckt mir gut und ich finde sogar noch preiswerte Winterstiefel, falls doch noch mal Schnee fällt in den nächsten Wochen.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel man auch an so einem reinen Reisetag erleben kann, wenn man die Dinge bewusst wahrnimmt. Mir hilft es manchmal, Notizen zu machen und vor allem den Blog zu schreiben. Vielleicht interessiert es den einen oder die andere von euch.

Heute Abend werde ich früh schlafen und freue mich jetzt schon auf die Erlebnisse am morgigen zweiten Reisetag.

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