Hamburg auf zwei Rädern

So lautet das Motto einer Fahrradausleihe in HH und das war auch mein Motto des Tages.Gestartet bin ich mit einer Satteltasche voll Leergut, das ich bei Real in Pfandgeld einlöste und weil da ein Kästchen hing, in die man den Pfandbon zugunsten der Seniorenarbeit in Hamburg spenden konnte, kam ich schon schneller zu meiner Tour auf zwei Rädern.Der Empfehlung des Platzwartes folgend, umrundete ich zunächst die Binnenalster und dann die Außenalster. Eine Bodenseeumrundung würde deutlich länger dauern, aber ich habe mindestens genau so viel gesehen, außerdem wohnt Udo Lindenberg an der Außenalster und nicht in Lindau, das hat doch was.Dass die beiden Seen von Fuß- und Fahrradwegen umsäumt sind, brauche ich sicher nicht extra betonen. Überhaupt sind die Hamburger sehr fahrradfreundlich und ob man nun auf dem Gehweg oder auf der falschen Straßenseite gefahren ist, hat keinen gejuckt. Hamburg per Fahrrad ist absolut kein Problem. Die Alster ist außerdem das Reich der Jogger, viele davon habe ich überholt, manche wiederum mich, wenn ich gerade am knipsen war. Leider kann ich auch heute keine Bilder hochladen, selbst bei McDonald mit free WLAN hat das nicht funktioniert.Zurück zur Alster. Udo Lindenberg, von dem ich einige seiner ruhigeren Balladen sehr mag, wohnt ja schon seit vielen Jahren im Hotel Atlantic an der Außenalster, das Hotel mit der Weltkugel auf dem Dach. Mit seiner schneeweißen Fassade ist es weithin erkennbar, bei näherem Hinsehen, zumindest von außen, hat es wohl die besten Jahre hinter sich. Drin war ich ja nicht und wäre in Radlerklamotten wohl auch nicht reingekommen. Am Kopf der Außenalster gibt es eine Straße, die heißt "Schöne Aussicht" und führt direkt am See entlang. Dort gibt es viele Mehrfamilienhäuser mit sehr großen Fenstern und Balkonen in Richtung Alster, ich glaube, die sind etwas teurer als in Esslingen oder Kirchheim. Am Straßenrand parken zwischen den großen oder flachen Autos immer wieder Anhänger mit Segelbooten, das schafft eine eigene Atmosphäre in diesem Viertel. An der nördlichen Seite der Außenalster habe ich mir in einem schönen Park mit Seeblick eine Pause und einen Eisbecher gegönnt und dabei die Gedanken etwas wandern lassen. Heute vor genau vier Monaten ist Heike verstorben. Vor ein paar Jahren, als sie auch noch besser laufen konnte, haben wir gemeinsam eine Stadtrundfahrt in HH gemacht, daran habe ich mich an vielen Orten heute erinnert. Dass heute auch Tabea und Tobias ihren dritten Hochzeitstag haben, hatte ich wohl verdrängt. Wünsche den beiden dennoch weiter ein glückliches und gesegnetes Eheleben.Als nächstes wollte ich nochmal in die Hafencity und Elfi einen Besuch abstatten. So nennen die Hamburger (zumindest einige von ihnen) liebevoll ihre Elbphilharmonie. Auf dem Weg dorthin kam ich an einigen anderen interessanten Gebäuden vorbei. So dem Rathaus der Stadt und der Nikolaikirche, die seit der Zerstörung im Krieg nur noch eine Ruine ist. Der Turm allerdings steht noch und hat eine Aussichtsplattform bekommen, die per Aufzug erreichbar ist. Das habe ich natürlich wahrgenommen, denn ich hatte ja Zeit. Man schaut dort oben durch relativ kleine Fenster, denn der Turm war ja nicht für diesen Zweck gebaut worden, das gibt der Aussicht etwas geheimnisvolles. Auf Höhe der Plattform ragen Steinfiguren ins Bild, die ich versucht habe, fotografisch irgendwie einzubauen, das Ergebnis muss ich noch näher analysieren.Schließlich erreichte ich dann doch den Monumentalbau mit der krassen architektonischen Zweiteilung, unten ein roter Klinkerbau in der Art der Speicherstadt, dann eine Art Luftspalt und darüber der markante und sehr eigenwillig verglaste Aufbau. Der Luftspalt nennt sich Plaza und ist ein beliebtes Touriziel. Oh Wunder, man braucht zwar ein Ticket für die Plaza, aber der Eintritt ist frei. Beeindruckend ist bereits die gefühlt 100 m lange Rolltreppe, die so in Fahrtrichtung gebogen ist, dass am oberen Ende die Stufen nur noch wenige Zentimeter hoch sind, eine derart gebogene Rolltreppe hatte ich auf der Welt bisher noch nicht gesehen. Technisch hoch interessant und sicher sauteuer. Die Plaza ist ein Rundwanderweg um das gesamte Gebäude herum. Bei Konzerten werden große Glasfronten, die heute geschlossen waren, geöffnet, dann entsteht nochmal ein ganz anderer Eindruck, als wenn tatsächlich der obere Teil des Gebäudes auf einem Luftkissen schwebt. Die Aussicht in alle Himmelsrichtungen ist natürlich sehr beeindruckend, schon gar bei so herrlichem Wetter. Und natürlich gibt es auch einen Shop, in dem ich die Mitbringsel für meine Kinder gefunden habe.Die Landungsbrücken wollte ich mir auch nochmal anschauen. Von dem langen Stehen bzw. langsamen Gehen war ich etwas müde, da kamen mir die Verkaufsschreier für eine Hafenrundfahrt gerade recht und ich checkte mich spontan auf so einem Kahn ein. Obwohl ich schon mehrfach solche Hafenrundfahrten in HH gemacht hatte, einmal sogar mit den Kindern an einem sehr kalten Wintertag, der war so kalt, dass das Schiff durch Einschollen fahren musste, jedenfalls war das neben dem Ausruheffekt doch wieder mal interessant und wie im Miwula verändert sich ja auch das Hafengebiet immer wieder. Eine sehr kompetente Reisebegleiterin erzählte uns u.a. von Elfi, die ja bekanntlich das 10fache vom ursprünglichen Preis gekostet hat, in einem etwas ironischen Ton, dass man im ersten Betriebsjahr schon einen Gewinn von 1 Mio Euro eingefahren habe und damit rein rechnerisch der Bau in 685 Jahren bezahlt sei. Das ist der manchmal etwas trockene Humor der Nordlichter. Interessant war noch, dass es im Hamburger Hafen noch gar nicht lange und bislang auch erst drei Kreuzfahrtanleger gibt. Das ist da wohl erst im Entstehen. Ein vierter sei in Planung weil das Kreuzfahrgeschäft ja bekanntlich boomt.Nach diesem Ausflug kaufte ich mir an den Landungsbrücken noch ein Fischbrötchen und machte noch einen kleinen Abstecher nach St. Pauli. Als ich durch die Große Freiheit fuhr, also der "Sündenmeile" schlechthin (ich fuhr ziemlich flott weil es schon ziemlich gruselig war dort) kam ich am Gebäude der Heilsarmee vorbei, in dem ich Heike im Sommer 1978 zum aller ersten Mal begegnet bin, das ist jetzt knapp 40 Jahre her. Es war damals eine internationale EmK-Freizeit in Finnland, bei der sich die deutschen Teilnehmer dort bei der Heilsarmee zum ersten mal getroffen haben. Da wir alles geübte Jugendkreisler waren, sollte es kein Problem sein, in der Andacht sich als völlig unbekannte Gruppe vorne hin zu stellen und ein paar Lieder zu singen. Ich hatte damals eine Gitarre mit und machte somit die musikalische Begleitung. Als dann der Leiter der Hamburger Heilsarmee mit dem Mikrofon und der Frage, wie wir denn zum Glauben gekommen seien, in unsere Gruppe ging mit den Worten, "Fragen wir doch mal den jungen Mann da hinten an der Gitarre." fand ich nur etwas stotternd eine Aussage wie "durch meine Eltern" und "über die Sonntagsschule". Heike, damals aus Berlin kommend und mit viel mehr Mum als ich damals, erzählte später, ihr erster Gedanke war: "Was ist das denn für einer, das war jetzt wohl die falsche Antwort in diesem Rahmen". Über unsere erste Begegnung und das Erlebnis dort auf der Reeperbahn haben Heike und ich später noch oft gelacht wenn wir uns an diese Zeit erinnert haben. Und jetzt laufen wieder die Tränen wenn ich das schreibe.Zurück am Wohnmobil hatte ich die Idee, mich mit einer großen Cola bei McDonald reinzusetzen um das freie WLAN zu nutzen und die Bilder von gestern hoch zu laden.  Ich fuhr also los in eine Richtung, in der ich schon mal einen gesehen hatte, fragte aber doch mein Fahrradnavi, wo der nächste MD zu finden sei. Vom diesem Ort aus sollte ich dann 350 m geradeaus, dann 100 m nach rechts dann wieder so und so, um mich schließlich wieder zum Wohnmobilhafen bzw. direkt dahinter zu führen. Da einige zweigeschossige Wohncontainer für Flüchtlinge neben dem Stellplatz aufgebaut sind, hatte ich nicht gesehen, dass fußläufig in zwei Minuten von meinem Mobil weg ein MD zu finden ist, da musste ich dann doch herzlich lachen. Die Cola war schön kühl, aber leider ging das Hochladen der Bilder da auch nicht, trotz freiem WLAN. Ich hoffe, dass ich den heutigen Bericht überhaupt noch ins Netz bekomme, ganz sicher ohne Bilder. Habt also bitte noch etwas Geduld.Ihr seht, auch dieser Tag hat mir wieder eine Fülle von Eindrücken beschert und ich habe noch lange nicht alles erzählt was mir so aufgefallen ist oder mich beeindruckt hat. Doch eines muss ich noch los werden. Mir ist aufgefallen, dass Hamburg viele gleichartige Türme hat, die alle einen quadratischen Querschnitt und eine Spitze mit ähnlicher Dachneigung haben. Dazu zählt der Michel, das Wahrzeichen der Stadt ebenso wie der Turm des Rathauses oder auch der Turm der Nikolaikirche. Ich werde das ganz sicher mal recherchieren.Morgen werde ich zum ersten mal losfahren, ohne zu wissen, wo ich übernachten werde. Ich habe nur mal festgelegt, dass es in der Nähe von Bad Hersfeld sein könnte, wenn ich von der A7 in die A5 abzweige. Brötchen habe ich auch keine mehr, also werde ich ziemlich früh und zunächst ohne Frühstück abreisen und mir unterwegs welche besorgen.

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Rast in Kirchheim

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