Nach Deutschland zum Fischbrötchen kaufen

ODER: "Sylt erleben in 120 Minuten"Als ich gerade vom Duschen kam schilderte mir mein netter Nachbar aus Dammschdadd ein Problem mit seinem Euramobil und fragte nach meiner Sammlung an Bosch Professional Akkugeräten. Er entschied sich für den Winkelschleifer und schnitt damit die Plastikabdeckung am unteren Fahrzeugrand so weit aus, dass der Auspuff diese nicht mehr ankokeln konnte. Für die Spezies Wohnmobilist ist das eine durchaus normale Tätigkeit an einem Urlaubstag, sofern er jemand mit Bosch Professional Akkugeräten in der Nachbarschaft findet. Ich selbst hatte mir für heute etwas anderes vorgenommen und will erst morgen was werkeln, heute ist ja schließlich Sonntag.Nach meinem reichhaltigen Frühstück und dem Abwasch (ich hab ja jetzt wieder warmes Wasser) setzte ich mich noch eine Weile neben mein Fahrzeug in den Schatten und beobachtete gegen Mittag meine nette Nachbarin aus Dammschdadd beim Ausparken. Es gibt da ja immer verschiedene Möglichkeiten, ich nehme meistens die etwas weniger komplizierte. Jedenfalls reihte sie sich dann ein in die Warteschlange vor der Ver- und Entsorgungsanlage, die jeder gerne nochmal nutzt vor einer Weiterreise (Der Camper-Triatlon: Abwasser ablassen, Frischwasser tanken und Clo ausleeren). Heute Mittag war offenbar eine Art Massenabreise.Ich hatte mir vorgenommen, die Fähre um 12:30 Uhr rüber nach Sylt zu nehmen um mir in Westerland ein oder zwei Fischbrötchen zu kaufen. Ich wollte aber heute unbedingt auch noch Segeln bei dem tollen Wetter, so dass ich mir die Fähre zurück um 15:30 Uhr vormerkte. Da ich mit dem Fahrrad auf die Fähre ging, war ich gespannt, ob ich das zeitlich packe.Die Mitnahme als Fahrradpassagier war kein Problem, so mancher Autofahrer, der spät dran war, musste warten bis zur nächsten und die fahren nur alle 2 Stunden. Rund 40 Minuten dauert die Überfahrt und dann ist man in Deutschland. Die Fähre legt in List an, dem nördlichsten Ort auf Sylt. Ich hielt mich da nicht lange auf und radelte Richtung Süden, zunächst nach Kampen. Hier wurde der Begriff "reich" wohl neu definiert. Mein Eindruck war, dass jemand, der nur einen BMW oder Daimler fährt, noch nicht dazu gehört, Porsche zu fahren ist das Mindeste. Wer etwas auf sich hält, fährt Ferrari, Maserati oder Bentley (hab ich alles gesehen). Vielleicht ist das etwas übertrieben dargestellt, aber mir blieb schon ab und zu der Mund offen stehen. Die Ferienhäuser in Kampen sind alle reedgedeckt, sehr schön und meistens größer als die größeren Einfamilienhäuser in unseren Breiten. Auffällig ist, dass vielfach ein SUV mit einem Hamburger oder anderen Festlandkennzeichen und daneben ein schickes Cabrio mit NF-Kennzeichen für Nordfriesland vor den Häusern stehen. Das NF-Fahrzeug ist das für den Zweitwohnsitz auf Sylt.Was ich sehen wollte, um meine Vorurteile bestätigt zu wissen, hatte ich gesehen, also weiter Richtung Süden. Sylt ist 38 km lang und wie es sich gehört, liegt die Hauptstadt in der Mitte d.h. ich musste mich beeilen. In Westerland angekommen steuerte ich die Stadtmitte an weil ich dort am ehesten einen Fischbrötchenladen vermutete. Am Ende der endlos langen Fussgängerzone stellte ich mein Fahrrad ab und schaute mich fragend um, dabei stand unmittelbar vor mir ein Schild mit der Aufschrift "Fischbrötchen". Also keine Zeit verlieren und rein. Da fiel mir ein, dass ich ja nur dänisches Geld mit hatte, die im Fischbrötchenladen aber keine dänischen Kronen nehmen (ja, Dänemark ist nicht in der Eurozone) und EC-Karte erst ab 10 Euro. Also bestellte ich drei in verschiedenen Sorten und - da waren doch Euros in meiner Tasche. Was solls, das war jetzt mein sehr leckeres Abendessen.Nochmal zurück auf Sylt. Westerland, zumindest das was ich zu sehen bekam, ist voll auf Massentourismus ausgelegt. Große Bettenburgen und viele Geschäfte, die übrigens auch heute am Sonntag offen hatten. Was ich sehen wollte, hatte ich gesehen, also weiter. Da der Wind aus Nordosten kam, war ich für die Rückfahrt nach List doch sehr froh an meiner elektrischen Unterstützung und trotzdem musste ich mich so beeilen, dass ich mit voller Fahrt (Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich über 20 km/h) um 15:28 Uhr grade so noch aufs Schiff kam. Es war zwar etwas hektisch am Ende, aber der Ausflug hat sich dennoch gelohnt und ich hatte danach tatsächlich noch Zeit, einige Runden am rund 6 Quadratkilometer großen Segler-Strand auf Römö zu drehen. Da ist wirklich für jeden mehr als genug Platz. Da die Sonne nicht mehr so hoch stand war es auch von daher sehr angenehm. Es waren außerdem nur noch wenige Segler dort, so konnte ich etwas die Halse üben. So nennt man beim Segeln die Wende mit dem Wind. Normalerweise wendet man ein  Segelschiff und ebenso einen Landsegler in den Wind hinein, also gegen den Wind, das nennt sich dann "Wende" und da man ein Stück gegen den Wind fährt bremst man automatisch bei der Wende ab. Bei der Halse hingegen beschleunigt man in der Kurve und muss daher sehr aufpassen, dass man nicht zu schnell wird oder kippt. Wenn man das aber nicht zu eng macht, kann man es beherrschen und am Ende macht es Spaß weil man kaum an Geschwindigkeit verliert bei der Wende bzw. in dem Fall der Halse.Mit etwas Donnergrollen und ein paar Tröpfchen Regen geht auch dieser sehr erlebnisreiche Tag langsam zur Neige. Ich bin müde aber erfüllt von vielen Eindrücken.

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Gut gewerkelt

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Frust und Freude