Rentiere im Dreiländereck
Als wir heute morgen zum Frühstück fahren, stehen schon etliche Koffer in den Gängen rum. Auf 9:00 Uhr ist die Ankunft in Kirkenes vorgesehen.Kirkenes, oder wie die Einheimischen sagen "Schirkenes" ist der nordöstlichste und damit der Wende-Punkt der Hurtigrutenschiffe und somit auch unserer Reise. Es gibt viele, die nur eine "halbe" Route fahren, daher ist heute Bettenwechsel auf dem Schiff. Nachdem die Vorhersagen für Kirkenes auf Schnee standen, habe ich mich zur Husky-Schlittenfahrt angemeldet.
Kurz vor dem Anlegen füllt sich die Eingangshalle mit Abreisenden und Husky-Fahrern. Einige wenige hatten die Königskrabben-Fangfahrt gebucht. Ein paar Exemplare dieser riesigen Meerestiere wurden uns gestern Abend auf Deck 9 vorgeführt. War schon beeindruckend. Ein anderer Landausflug sollte an die russische Grenze führen.
Busse mit mehrsprachigen Reiseleitern warten auf uns und los gehts. Unterwegs gibt es einige Informationen zu diesem besonderen Ort. Im Hinterland von Kirkenes treffen sich die Landesgrenzen von Norwegen, Finnland und Russland.
Nach ca. 15 Minuten Fahrt begrüßen uns 180 Huskies mit lautem Gebell, das aber überaus freundlich sei, meinte Christine, unsere deutschstämmige Begleiterin. Die Huskies, deren Rasse aus Alaska stammt, machen nichts lieber als zu rennen und suchen mit ihrem Gebell lediglich Aufmerksamkeit. Dass ein Husky einen Menschen anfällt ist so gut wie ausgeschlossen.
Da wir viele interessierte Teilnehmer sind werden wir in drei Gruppen eingeteilt. Wir sind als dritte Gruppe dran und bekommen vorher noch einen Einblick in das Lager, zu dem auch das Schneehotel gehört. Das wird aber erst noch gebaut in den nächsten vier Wochen. Sehen können wir nur einen ca. 4 m hohen Schneehaufen. Der Schnee wird künstlich aus Wasser von einer Schneemaschine hergestellt weil natürlicher Schnee viel zu weich wäre um damit ein Hotel zu bauen das einige Monate überleben muss.
Zum Lager gehört auch ein Gehege, in dem drei Rentiere leben. Interessant ist, dass man sich in Norwegen auch als Norweger kein Rentier kaufen kann, man muss dazu dem Stamm der Samen angehören. Wenn die Geweihe alle paar Jahre abfallen, wachsen noch mächtigere nach.
In einem kleinen Restaurant, das wie ein Zelt der Samen aus Holz gebaut ist, bekommen wir einen leckeren Tee zum Aufwärmen.
Vor der Fahrt werden wir noch eingekleidet. Obwohl es nur um 0° kalt ist wird uns empfohlen, Overalls überzuziehen, weniger wegen der Kälte als wegen den Hunden, die ab und zu etwas erledigen, was ich hier nicht weiter ausführen möchte.
Das Verhältnis ist 2:1. Für zwei Mitfahrer je Schlitten plus Dogmusher, dem Hundeführer werden sechs Hunde angespannt. Die beiden vorderen sind die "Führungshunde", die beiden hinteren die "Powerdogs", die beiden mittleren sind meist jüngere Hunde die noch lernen und ihre "Position" erst finden müssen.Als Alleinteilnehmender werde ich mit einer anderen Alleinteilnehmenden zusammen in einen Schlitten verfrachtet. Als unser polnischer Musher laut "Hei-Hei" ruft, rennen Sota, Mila, Jake, Gigpie, Mike und Skuld richtig los. Die Huskies legen sich mächtig ins Zeug, werden schnell müde und machen an einer Steigung auch schon mal schlapp. Schieben müssen dennoch nicht, die brauchten nur eine kleine Pause. Zwischendurch gibt es auch für uns eine Pause um Fotos zu machen. Es wird ein unvergessliches Erlebnis.
Auf der Rückfahrt kommen wir noch am nördlichsten Baumarkt der Erde vorbei.
Als wir alle wieder pünktlich auf dem Schiff sind, sollte es eigentlich ablegen. Etwas verspätet treffen dann noch zwei Busse mit neuen Passagieren ein. Es gibt also Verspätung und fortan die Durchsagen zusätzlich in spanischer Sprache. Offenbar kommt eine ganze Reisegruppe auf das Schiff, meiner Einschätzung nach aus Argentinien. Bei Mittagessen ist ein ungewohntes Gedränge, mal sehen, wie weit die neue Gruppe mitfährt, Platz genug ist ja eigentlich auf dem Schiff.
Passend zum heutigen Vormittag gibt es mittags dann ein ein entsprechendes Ragout:
Beim verspäteten Ablegen werden alle Fotografen auf Deck 9 eingeladen um den "herrlichen Blick auf Kirkenes" bei der Ausfahrt zu genießen. Vermutlich kam die Durchsage vom Band denn es gab durchaus schon imposantere Motive. Einzig ein paar Sonnenstrahlen am Horizont reizen den Finger auf dem Auslöser.
In Ermangelung passender Motive macht man dann schon mal ein Selfie oder ein Bild von Mutti.
Ob es heute Nacht Polarlichter zu sehen gibt? Im Laufe des Jahres haben uns manche gefragt, warum wir im Winter diese Reise machen und nicht zur Mitternachtssonne im Sommer. Es gibt dafür gute Gründe. Der Reiz einer Winterreise über den Polarkreis liegt in der Aussicht, ein unbeschreibliches Naturphänomen zu sehen, die Polarlichter. Mehr dazu wenn wir welche gesehen haben.